Im vergangenen Monat stand wieder die Balz des prachtvollen Auerhahns auf dem Programm und war ein außerordentliches Highlight. Durch den stärksten Winter seit 30 Jahren waren die Vorzeichen aber alles andere als einfach. In den Bergen lag noch meterhoher Schnee. Dieser Umstand hatte auch Auswirkungen auf das Verhalten der Hähne. Doch durch diese pikanten Witterungsbedingungen durften wir Zeugen von seltenen und sensationellem Balzverhalten werden. Mehr dazu erfahrt ihr im Artikel
Harter Winter und tiefer Schnee
Der vergangene Winter hatte es in sich. Vor allem im Jänner fielen etliche Meter Neuschnee vom Himmel. Dies hatte in manchen Regionen den stärksten Winter seit 30 Jahren zur Folge. Für viele Wildtiere waren das harte Zeiten. Denn selbst im April lag noch tiefer Schnee in den Bergregionen, wodurch dem Auerwild der Zugang zur nährstoffreichen Frühlingsnahrung verwehrt blieb. Erst als an manchen Stellen der Schnee zu schmelzen begann, konnten Pestwurz und Heidelbeere aus dem Boden sprießen. Deshalb waren die Auerhähne gezwungen, sich lange Zeit von nährstoffarmen Tannen- und Fichtennadeln zu ernähren.
Verzögerung und verschwundene Hähne
Obwohl die Auerhahnbalz lichtgesteuert ist und sie wegen des Sonnenstandes in der Regel im März beginnt, konnten die Hähne im heurigen Jahr wegen der fehlenden Energiezufuhr nicht pünktlich mit ihrer Balz beginnen. Es kam zu einer mehrwöchigen Verzögerung, da ihnen einfach die nötige Kraft fehlte. Ende März waren in den meisten Regionen noch weit und breit keine balzenden Auerhähne gesichtet worden. An manchen Plätzen sind einzelne Hähne sogar ganz verschwunden und selbst bis heute nicht mehr aufgetaucht. Vermutlich hat der strenge Winter das eine oder andere Opfer gefordert. Anfang April wendete sich aber glücklicherweise das Blatt. In einzelnen Gebieten begannen die ersten Auerhähne zaghaft mit ihrer Balz. Doch es war anders als die Jahre zuvor.
Schneeschuhe und ein seltsames Rascheln
Wegen dem meterhohen Schnee war es äußerst schwierig im steilen Gelände voran zu kommen. Zum Glück konnten wir auf unsere Schneeschuhe zurückgreifen. Dadurch ließ sich das Einsinken im feuchten Schnee großteils vermeiden. Schritt für Schritt näherten wir uns den Balzplätzen. Wir durften traumhafte Winterlandschaften bei teilweise herrlichem Kaiserwetter genießen. Nach einer Weile konnten wir auch schon erste Spuren des Auerwilds ausfindig machen. Fußabdrücke im Schnee sowie Ausscheidungen (Losung) ließen unsere Hoffnungen steigen. Wir kamen immer näher. Und dann hörten wir plötzlich den ersten Auerhahn der Saison. Sein unverwechselbarer Ruf hallte durch die nähere Umgebung. Weit konnte er nicht entfernt sein. Wir musterten den verschneiten Hang, aber es war kein Hahn zu sehen. Nach ein paar Sekunden ertönte wieder das charakteristische "Glucksen". Hoch konzentriert ließen wir unsere Blicke durch die Landschaft schweifen. Doch es war wieder nichts zu sehen. Langsam schien es mysteriös zu werden, als wir urplötzlich ein Rascheln in unmittelbarer Nähe bemerkten. Und jetzt wurde es wirklich seltsam, denn das Rascheln kam von oben.
Die Sensation von oben
Schnell konnten wir die Quelle des Raschelns ausfindig machen. Es kam von hoch oben aus einem Baum. Und dann zeigte er sich, ein prächtiges Exemplar von
einem Auerhahn. Keine 20 Meter von uns entfernt. Die Sensation war perfekt. Es war kaum zu glauben. Der gut sechs Kilogramm schwere Vogel kletterte elegant von Ast zu Ast. Noch nie
zuvor hatten wir solch ein Verhalten hautnah erleben dürfen. Immer mal wieder zupfte er an den Nadeln der Fichte ehe er sie verzehrte. Dann stellte er wieder seine Federn auf und formte seinen
imposanten Fächer um zu balzen. Eine Weile durften wir den König des Waldes im Baum beobachten. Es wirkte fast so, als ob seine Majestät stolz auf ihrem Thorn saß und sich von uns,
ihren Untertanen, bewundern ließ. Und dann geschah das was wir uns nicht hätten erträumen lassen.
Der Abschied des Königs
Wir hatten es natürlich leise gehofft, aber dass es dann wirklich so passieren würde war wie ein Traum. Der König erhob sich, schritt stolz ein paar Schritte nach vorne und flog letztendlich über unsere Köpfe hinweg. Es war atemberaubend. Solch einen prachtvollen Vogel vor sich abheben zu sehen ist ein Erlebnis das man nicht so einfach vergisst. Mit kraftvollen Flügelschlägen glitt er über seinen Balzplatz hinweg und ließ uns mit staunenden Augen zurück. Ein geniales Ereignis bei dem ich auch heute noch immer eine Gänsehaut bekommen wenn ich daran denke.
Ein Erlebnis zum Abschluss
Am letzten Tag stand zum Abschluss nochmals eine ganz besondere Tour auf dem Programm. Nach einem sehr steilen Aufstieg über 700 Höhenmeter, durften wir Ende April nochmals ein tolles Erlebnis in einem wunderschönen Lebensraum, mit üppigem Heidelbeerbewuchs, erleben. Obwohl die heurige Balz unter sehr schwierigen Vorzeichen stand, sind wir sehr glücklich, dass wir bei unseren Touren wieder spannende Momente in der Wildnis erleben durften und dieser Tag ein tolles und würdiges Ende darstellte.
Ich möchte mich auch sehr bei allen Beteiligten - und ganz besonders bei meinem Kollegen- bedanken. Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht und war eine Freude mit euch unterwegs gewesen zu sein, vielen Dank 😃
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Heinrich Wettstein (Dienstag, 14 Mai 2019 14:15)
hallo Christoph, super Bilder vom Auerhahn. Bei diesen Aufnahmen werden bei mir Erinnerungen vom Auerhahn-Workshop wach. Ich freue mich immer noch, dass ich durch Euch den stolzen Hahn auf meiner Kamera festhalten konnte.
Herzliche Grüsse
Heinrich
Christoph Ruisz (Mittwoch, 22 Mai 2019 11:09)
Hallo Heinrich,
vielen Dank für deine lieben Worte.
Ja, es hat mich sehr gefreut mit dir unterwegs gewesen zu sein und ich freue mich sehr, dass wir die gemeinsame Zeit so gut nutzen konnten.
Es war mir eine Freude. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder, ich würde mich freuen :-)
Alles Liebe
Christoph