Der Eisvogel hat einen ganz speziellen Lebensstil und ist deshalb nicht immer so einfach zu entdecken. Er zählt zu den faszinierendsten Vogelarten in unserer Heimat. Ich fotografiere Eisvögel mittlerweile schon seit vielen Jahren. In diesem Artikel möchte ich näher darauf eingehen, wie ich bei der Fotografie vom Eisvogel vorgehe und was dabei besonders zu beachten ist.
Der Lebensraum
Bevor ich mich mit einer Tierart zum ersten Mal fotografisch auseinandersetze, versuche ich immer so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen. Die Recherche ist ein sehr wichtiger Bestandteil um letztendlich erfolgreich zu sein. Eines der ersten Dinge auf die ich dabei achte ist der Lebensraum. Ohne zu wissen wo die Tiere leben, wäre es schwer sie zu fotografieren.
Aufgrund der Lebensweise des Eisvogels, liegt sein Lebensraum immer sehr nah am Wasser. Seen und Teiche in den verschiedensten Größen, sowie nicht allzu schnell fließende Flüsse, zählen zu seinen bevorzugten Habitaten. In Küstenregionen ist es auch keine Seltenheit, dass die Vögel über das Meer flitzen. Wobei die Wasserqualität eine ganz wichtige Komponente darstellt. Ist das Wasser nicht klar genug und sehr trüb, kann der Eisvogel nicht jagen. Ein solider Fischbestand ist ebenfalls wichtig. Die Territorien der ausgewachsenen Tiere können, je nach Bestandsdichte, auch über 10 km lang sein.
Die richtige Jahreszeit
Sobald ich weiß, wo die Tiere leben, ist die nächste Frage, zu welcher Jahreszeit das Fotografieren am sinnvollsten ist. Ebenso mache ich mir Gedanken in welcher Periode das Überleben für die Tiere am anstrengendsten und schwierigsten ist. Denn in dieser Zeit versuche ich dann eher nicht im Revier zu sein. Unnötige Gefahren sind das Letzte was die Vögel, in der ohnehin schon schwierigen Zeit, brauchen.
Die mühsamste Jahreszeit für den Eisvogel ist eindeutig der Winter. Zugefrorene Seen, Teiche und Flüsse erschweren die Nahrungsbeschaffung erheblich. Frühling, Sommer und Herbst sind die wesentlich besseren Jahreszeiten um die fliegenden Edelsteine zu fotografieren. Dadurch, dass in diesen Perioden mehr Individuen anwesend sind (viele Weibchen zieht es in den Wintermonaten in den Süden), sind auch die Chancen auf Erfolg höher.
Das Verhalten der Vögel
Nun weiß ich also, wo und wann die Tiere am besten anzutreffen sind. Das klingt in der Theorie schon wie die halbe Miete. Doch die Praxis schaut leider (oder zum Glück) anders aus. Selbst wenn
man auf dem Papier den idealen Lebensraum gefunden hat, bedeutet dies noch lange nicht, dass die Objekte der Begierde auch wirklich dort anzutreffen sind. Selbst die kleinsten Störungen
(sehr oft durch menschliche Einflüsse hervorgerufen), können die Vögel dazu bewegen das Weite zu suchen und weiterzuziehen. Es bedarf sehr viel Zeit, Geduld, Ausdauer und Mühe um ans Ziel zu
gelangen. Durch Rückschläge sollte man sich nicht demotivieren lassen. Mit der wachsenden Erfahrung steigt dann auch irgendwann die Erfolgsquote. Bei mir hat es beim Eisvogel über ein Jahr
gedauert, bis ich wirklich zufrieden war. Erfahrung und Meilensteine, wie z.B. die erste Sichtung, sind sehr wichtig.
Der Eisvogel ist ein ruffreudiger Vogel. Sehr oft hört man ihn, bevor man ihn noch sieht. Sie nutzen sehr gerne Sitzwarten, wie z.B. Treibholz, Äste, Bäume, große Steine oder einfach
Brückengeländer um sich einen Überblick zu verschaffen. Von solchen Ansitzen jagen sie auch meistens. Sie beziehen ihre Nahrung in erster Linie aus dem Wasser. Dabei tauchen sie in das kühle
Nass ein und picken mit ihrem langen Schnabel Fische, Kaulquappen, Larven, Frösche, Krebse und dergleichen. Oft fliegen sie zurück an ihren Ansitz und schlagen die Beute mit voller Wucht gegen
diesen. Danach wird sie in einem Zug verschluckt. Der tagaktive Eisvogel braucht für seinen Lebensstil sehr viel Energie. Deshalb wiederholen sie dieses Jagdprozedere mehrmals täglich.
Sie nehmen neu geschaffene Ansitzmöglichkeiten am Wasser sehr gerne an, denn sie sind bei ihrer Jagd darauf angewiesen. Dieser Umstand kann beim Fotografieren sehr helfen. Ein platzierter Ast im Wasser, in sicherer Entfernung vor Fressfeinden (wie z.B. der Hauskatze), kann ein schönes Motiv mit dem blauem Edelstein darauf abgeben.
Tarnung ist alles
Doch was bringt all die Recherche und Vorbereitung, wenn man keine gute Tarnung hat? Beim Eisvogel in der Regel überhaupt nichts. Ohne Tarnung wird man den fliegenden Edelsteinen in den meisten Fällen kaum nahe genug für ein ansprechendes Foto kommen. Doch selbst die beste Tarnung garantiert keinen Erfolg. Sobald die Eisis merken, dass etwas nicht stimmt, fliegen sie wieder weg, bzw. lassen sich gar nicht erst in der Nähe nieder. Die kleinsten Bewegungen, oder Geräusche können zur falschen Zeit den Erfolg ausbleiben lassen. Ich persönlich bevorzuge bei der Tarnung einen zusammenlegbaren Unterschlupf, der auch vor Regen gut schützt (umgangssprachlich als Tarnzelt bezeichnet).
Ruhe und Geduld
Mit fehlender Ruhe und Geduld wird man ebenfalls keinen Erfolg haben. Wenn man nicht bereit ist mehrere Stunden ohne große Action im Tarnunterschlupf zu verweilen, sollte man lieber davon absehen. In Summe habe ich sicherlich schon weit mehr als 1500 Stunden im Tarnzelt verbracht. Ich möchte mir gar nicht erst ausrechnen wie wenige Stunden ich davon dann auch wirklich fotografiert habe.
Doch eines kann ich mit Gewissheit sagen:
Jeder Tag in der Natur, egal ob ich mit einem Foto nach Hause gekommen bin oder nicht, war es wert.
Zu Beginn zahlt man sehr viel Lehrgeld. Wenn man aber an der Sache dranbleibt und motiviert ist, verbessert sich mit steigender Erfahrung auch die Erfolgsquote. Eine Garantie hat man aber niemals. Unterm Strich kann man stets perfekt vorbereitet sein, doch am Ende entscheiden immer die Tiere wie und wann es läuft. Und das ist auch gut so!
Die Vögel auf keinen Fall gefährden
Egal ob Eisvogel, Bienenfresser, Stockente oder Taube, die Vögel (bzw. Tiere im Allgemeinen) dürfen nie für ein Foto gefährdet werden.
Der allerwichtigste Punkt lautet stets:
Ich bin zu Gast in der Natur und als Gast hat man sich an die Regeln des Gastgebers zu halten. Soll heißen, dass das Wohl der Tiere und der Natur IMMER an erster Stelle zu stehen hat. Ein tier- und umweltfreundliches Verhalten ist stets oberstes Gebot.
Ein Verhalten das ich auch bei meinen Workshops voraussetze. Wer gerne mehr vom Eisvogel erfahren und diese wunderbaren Lebewesen auch fotografieren möchte, kann gerne auf einen Workshop bei mir vorbeischauen. Ich würde mich freuen.
Mehr Infos gibt es unter dem folgenden Button. Vielen Dank für den Besuch 🙏😃📸
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M.H. (Samstag, 23 Februar 2019 23:08)
Super Beitrag und wundervolle Fotos.
Respekt �
Christoph Ruisz (Sonntag, 24 Februar 2019 02:16)
Vielen lieben Dank!
Liebe Grüße
Christoph
Steffen Nitzsche (Dienstag, 10 November 2020 19:47)
Schöner Beitrag, ich hab mich jetzt auch lange damit beschäftigt und Erfolge sind zu verzeichnen. Ist auch ein guter Herbst bei uns....sie kommen erst im September, Brüten ist hier nicht....
Ines (Samstag, 02 Januar 2021 16:00)
Lieber Christoph
Vielen Dank für Deinen tollen Beitrag zur Eisvogel Fotographie. Was benutzt Du für ein Objektiv?
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Ines
Christoph Ruisz (Sonntag, 10 Januar 2021 23:27)
Vielen Dank für all eure netten Kommentare.
@Ines: Ein 400mm 2.8 Objektiv von Canon mit Konverter.
LG Christoph
Rainer Z. (Sonntag, 18 April 2021 20:24)
Besten Dank für den klasse Beitrag. Ich war heute im Schwalmtal/NRW und habe unvorbereitet mein Glück versucht. War zwar nichts, was aber mit Blick auf deine vorstehenden Zeilen auch nicht verwunderlich ist. Egal, war trotzdem sehr schön und ein freundliches Eichhörnchen auch sich für gute Bilder wirklich ins Zeug gelegt.
Chris U. (Freitag, 21 Mai 2021 13:46)
Danke für den interessanten Beitrag mit den schönen Eisvogel-Fotos und den Tipps.
LG Chris
Maja (Donnerstag, 20 Januar 2022 17:15)
Hallo, ich bedanke mich für die Informationen!
Bin in die Natur gezogen und habe hier ein Eisvogelpärchen gefunden, lebt wohl schon 25 jahre hier.
Letztens waren sie 20 Meter entfernt und schauten uns entspannt an.
Nun meine Frage, bin Neuling in der Fotografie und wollte Fragen, ob Sie einen tip bezüglich equipment haben. Stört das Auslöser Geräusch?
Sigma 600 pflicht? Und gibt es Alternativen zur nikon d500? Oder vertrauen und bei ebay eine kaufen.
Budjet eigentlich bei 1600
Freue mich sehr über Nachricht!
Maja
Klaus (Donnerstag, 28 April 2022 17:31)
Sehr interessanter Beitrag mit einigen mahnenden Worte die ganz bestimmt „Nachhaltig“ den einen oder anderen begleiten werden. Hoffentlich!!
LG Klaus
Harald aus Hameln (Montag, 15 August 2022 20:26)
Hallo Christoph,
Hammer-Fotos, sehen wunderbar aus... Vielen Dank für deine guten Ratschläge, habe vor kurzem selbst Eisis am Harz fotografiert (einfach Glück gehabt), aber für solche Fotos muss man offenbar richtig viel Zeit investieren... Vielen Dank und weiter viel Glück und Spaß.
Grüße
Harald
Thomas (Donnerstag, 22 September 2022 09:25)
Echt guter Beitrag mit tollen Bildern
Habe bei mir in der Nähe auch Eisvögel.
Werde nun auch mein Glück versuchen
Brigitte (Freitag, 07 Oktober 2022 12:52)
Hallo sehr schöner Beitrag.
Ich bin auch ein Eisvogel Fan und ich sehe an der Donau fast jeden Tag einen oder 2 Eisvogel fliegen,durfte heuer ein Eisvogelpaar beobachten bei der Fütterung der Jungen ich habe da auch mehrere Stunden verbracht zu Schluss durfte ich noch 4 jung Eisvogel fotografieren ,das war so schön. Das Warten lohnt sich immer bei mir da ich weiß wo sie sich aufhalten . L.g viel erfolg weiterhin wunderschön Bilder übrigens, meine sind noch nich der hammer.
Kurt Niederer (Sonntag, 26 Februar 2023 21:57)
Toller Bericht und sensationelle Fotos �
Meine Frau und ich beobachten seit vielen Jahren Eisvögel in unserer Region, sehen den einen oder anderen aber meist zufällig beim spazieren, wobei wir immer das Fernglas mithaben, das lohnt sich oft. Gerade heute früh hatten wir grosses Glück und ich sah einen Eisvogel über das Wasser düsen, machte eine Rechtskurve und verschwand aus dem Blickfeld. Ich war nicht sicher ob es ein Eisvogel oder eine Wasseramsel war, weil ich die Farben nicht sah, tippte aber auf einen Eisvogel. Wir liefen vom Weg zum steinigen Ufer und schon entdeckte meine Frau den Eisvogel auf einem Ast an der Böschung sitzen. Wir schauten durch das Fernglas und waren überglücklich dass wir ihn 10 Minuten lang aus 20 Meter durch das Fernglas in seiner ganzen Pracht bestaunen durften. Dann flog er an uns vorbei auf einen Uferstein, nur etwa 10 Meter vor uns, und wir konnten ihn nochmal in Ruhe beobachten für etwa 2, 3 Minuten, ER war ein Männchen mit durchweg schwarzem Schnabel. Es gibt auch Biber hier aber haben leider noch keinen gesehen. Sie haben vollkommen recht! Jede Minute in der Natur lohnt sich, vor allem wenn man seine Sinne für sie öffnet und sich etwas Zeit für sie nimmt. Ich wünsche Ihnen noch viele schöne Begegnungen mit dem wunderschönen Eisvogel und seinen Freunden! Beste Grüsse,Kurt, Magdalena und die Eisvögel vom Naturschutzgebiet Eselschwanz St. Margrethen/St. Galler Rheintal in der Schweiz
Moritz H (Sonntag, 12 März 2023 18:34)
Guten Tag,
Ein super Bericht über die Fotografie von Eisvögeln. Ich setze mich derzeit selbst mit diesen Tieren auseinander und habe ein Frage zur Tarnung. Ich habe schon mal gelesen, dass man als Tarnung auch selbstgebaute „Tarnzelte“ benutzen kann, die ein einfarbiges z.B. Segeltuch aus Stoff ,optimal in der Farbe der Umgebung, als Abdeckung haben. Ist es wichtig als Tarnung ein Carmouflage Muster zu benutzen oder geht das also auch einfarbig. Ich frage mich nur ob denen so ein unterschied direkt bemerken dass da was nicht stimmt.
Ach und noch etwas, wo bekommt man diese Netze her, mit der Sie auch das Guckloch abgedeckt haben, durch die man durchschauen kann beziehungsweise von welcher Marke ist das ?
Liebe Grüße �
Dirk Breitinger (Sonntag, 21 Mai 2023 09:39)
Vielen lieben Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen mit andreren!
Schöne Bilder - gute Beschreibungen - undNaturschützend!
Hans Hackl (Samstag, 24 Februar 2024 16:54)
Der Beitrag über die Eisvögel hat mich begeistert, da ich erst seit einem Jahr der Vogelfotografie nachgehe sind diese Beiträge sehr wichtig. Selbst die Hinweise
über den Schutz der gesamten Tierwelt muß ich sehr loben.
Vielen Dank Hans